Die Idee Theater zu spielen, ist im kindlichen Naturell verankert. Kinder bringen eine natürliche Spielfreude, Neugier und Lust sich zu verwandeln mit. Ich als künstlerische und pädagogische Fachkraft verstehe meine Aufgabe darin, die kreativen und schöpferischen Impulse der Kinder zu erkennen, für alle in der Gruppe greifbar zu machen, mit den Kindern weiterzuentwickeln und ihnen eine Form zu geben, die den Strukturen des darstellenden Spiels entspricht. Jede Stunde folgte so einem bestimmten Aufbau, der sich in meiner langjährigen Erfahrung mit Kindern allen Alters bewährt gemacht hat.
Zu Beginn jeder Stunde nutzten wir unseren „fliegenden Teppich“ um in unsere Phantasiewelt zu fliegen. Praktisch sah es so aus, dass wir mit verschiedenen Schwungtuchspielen, den Alltag von uns abschüttelten und als Gruppe/“Ensemble“ in unsere Welt abtauchten. Ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen gilt als Ursprung jeder fruchtbaren theaterpädagogischen Arbeit. So begleitete uns z.B. „der Zauberstern“ durch alle Stunden, hier gilt es im Kreis durch Händedruck einen Impuls zu senden, was eine große Konzentration und Aufmerksamkeit seinen Spielpartnern gegenüber erfordert und ein geeignetes Training zum Aufwärmen/Einstimmen auf das Theaterspiel ist.
Und nun waren die Kinder bereit sich zu verwandeln. Wir haben meist in der Gruppe ausprobiert, wie sich Tiere bewegen, welche Haltung haben sie, welche Geräusche geben sie von sich. Das gleiche haben wir zu verschiedenen Emotionen versucht zu erforschen: welche Haltung habe ich, wenn ich fröhlich bin, wenn ich traurig bin, frech, mutig… all die Ideen, die die Kinder lieferten. Als eine der entscheidenden Entwicklungsphasen im Theaterprozess, gilt es mehr über die Ausdrucksmöglichkeiten unseres Körpers zu erfahren. Hier war es schön zu beobachten, dass die Kinder meist bei den anderen Kindern oder mir entdeckten, was es noch alles gibt und immer versuchten diese neuen Ausdrucksmöglichkeiten auch selbst umzusetzen. Ein wichtiges Spiel aus diesem Bereich war z.B. „Der Spiegel“, in Paaren führte ein Kind seine Bewegungen und das andere versuchte genau nachzumachen, was das erste Kind tut, also der Spiegel dessen zu sein. Viele der Kinder nutzen diese Art von Spiele mal genau und aufmerksam hinzusehen, was im Alltag oft verloren geht. Wir haben auch dieses Imitieren in der Gruppe gemacht, einer macht vor, alle anderen tun genau das gleiche. Hier wurde deutlich, wie die Kinder von Woche zu Woche sich mehr der Gruppe öffnet, sich trauten auch Neues oder Verrücktes auszuprobieren. Ein vertrauensvoller Umgang und die Sicherheit, dass es beim Spielen kein „Falsch und Richtig“ gibt, ist eins meiner persönlichen Anliegen, denn so werden sich die Kindern in ihrem individuellen tempo dem Geschehen öffnen und auch bereit sein, sich in ihrer Persönlichkeit und Präsenz weiterzuentwickeln. Es ist weiterhin bekannt, dass es kontraproduktiv ist, den Kindern eine „Inszenierungskorsett“ überzustülpen, das sie nur erfüllen wollen/sollen.
Nachdem all diese essentiellen Basisspiele zum Verständnis der Theaterspiels immer wieder im Zentrum standen, haben die Kinder trotzdem natürlich auch Geschichten gelauscht, sie nacherzählt mit ihren eigenen Worten und ihren eigenen Schwerpunkten, die sie wichtig fanden. Schließlich haben wir mit Hilfe von unterstützender Musik angefangen diese Geschichten zu improvisieren. So haben wir uns beispielsweise mit der „Raupe Nimmersatt“ beschäftigt. Mit wenigen Mitteln, fast ohne Sprache, haben wir eine kleine Szene erfunden.
Später haben wir die Geschichte „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“ nachgespielt. Hier kam noch die Komponente hinzu, dass jedes der Kinder unterschiedliche Rollen mit unterschiedlichen Charakteren und Aufgaben übernommen hat. Auf der Bühne, innerhalb der Geschichte ein Ziel zu verfolgen und nicht wahllos und alle durcheinander zu spielen uns zu reden, stellte anfangs und auch heute noch eine besondere Herausforderung dar. Viele Kinder genießen es eine sehr konkrete Geschichte zu verfolgen, während andere es sehr befremdlich finden das tun zu müssen und ständig von einer Rolle in die nächste springen und so auch oft den Bereich eines anderen Kindes stören. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang und könnte nach dem Einführungskurs, in einen Folgekurs aufbauend behandelt werden.
Zwischen den szenischen Arbeiten hatten die Kinder immer wieder Gelegenheit, mit oder ohne Musik spielerisch tätig zu werden und auch „Quatsch zu machen“. Im Dezember haben wir beispielsweise eine „Schnee-mach-Maschine“ gebaut, jedes Kind stellt ein eigenes Teil der Maschine da, mit eigenem Bewegungsablauf und Rhythmus, der immer wieder wiederholt wurde. Und so reihten sich alle Kinder aneinander zu einer großen Maschine (bis es im Januar endlich schneite). Oder Tanzlieder wie „Oh weh, noch immer liegt kein Schnee“ oder „Tschu Tschu Wa“ oder „Stopptanz“ lockerten die Stimmung und ließen die Kinder wieder neue Energie schöpfen.
Es braucht einen gewissen Vorlauf und gewisse Erfahrungen der Kinder und natürlich auch Vertrauen zu mir, um nun inhaltlich tiefer gehen zu können. So stand z.B. die Stimme/Sprache in dieser Anfangsphase nur sehr selten im Mittelpunkt. Sich zu trauen vor allen mit Text zu agieren und auch eine verabredete Wiederholbarkeit zu schaffen, wäre auch Bestandteil eines Folgekurses.
Für mich war es eine interessante Erfahrung mit den Kindern zu arbeiten und ich freue mich, dass ich bei allen eine Offenheit und Entwicklung im Selbstvertrauen verspürt habe. In einer offenen Theaterkursstunde haben die Eltern und Erzieher Gelegenheit sich einen Eindruck von ihren Kindern in diesem Kurs zu verschaffen oder in das ein oder andere Spiel mit einzusteigen und mitzuspielen.
Maila Giesder-Pempelforth (Dipl. Schauspielerin/Theaterpädagogin)
Ich habe mit durchschnittlich 10/11 Kindern im Alter von 4-6- Jahren jede Woche 45 min lang (je Einrichtung) einen Theaterkurs gehalten.
Termine: (2015) 08.10., 29.10., 5.11., 12.11., 03.12., 10.12., 17.12., (2016) 07.01., 14.01., 21.01., 28.01. 04.02.
Donnerstags 9:30 Uhr – 10:15 Uhr (ITE Konradstraße 70/72) und 10:30 Uhr – 11:15 Uhr (ITE Eisenbahnstraße 52).